Indien und Gewürze sind in der Vorstellung der Menschen eines - scharfe Currygerichte und würzig duftender Masala Chai als indisches Nationalgetränk sind die kulinarischen Klischeebildner. Doch hat der Chai tatsächlich etwas mit dem Ayurveda zu tun - und ist Chai demnach kein belebendes Teegetränk, sondern eigentlich Medizin?
Masala Chai - das indische Nationalgetränk
In Indien wird das würzig duftende Nationalgetränk "Masala Chai" an kleinen Straßenständen angeboten.
Hergestellt wird der duftende Trank aus Schwarztee, vielen Gewürzen, Milch und einem Süßungsmittel. Dafür werden entweder Zucker oder Honig eingesetzt. Geschmacklich kann Masala Chai so variabel sein wie ein Currygericht. Jeder mischt die Gewürze nach eigenem Belieben oder nach alten Familienrezepten zusammen. Daher schmeckt der Masala Chai an jedem Straßenstand anders.
Alle Masala Chai-Anbieter brühen den Gewürztee direkt auf dem Herd auf. Sämtliche Zutaten befinden sich im selben Topf. Sie werden bis zu 30 Minuten gekocht. Hin und wieder wird die brodelnde Mischung umgerührt oder mit der Schöpfkelle herausgehoben, und wieder hineingegossen. Das bewirkt die cremige Konsistenz dieses Chai-Getränkes. Das orientalische Aroma entsteht durch die Gewürzmischung. Sie besteht in der Regel aus Zimt, Kardamom, Ingwer, Pfeffer, Fenchelsamen und Gewürznelken in unterschiedlichen Anteilen.
Manch Anbieter gibt auch Anis, Muskat, Vanilleextrakt, Minze, Lorbeer, Zitronengras, Kakao oder Chili zu seinem Masala Chai.
Damit der Chai nicht so heiß getrunken wird, wird er von der Untertasse geschlürft, statt aus einer Tasse getrunken. Das Schlürfen gehört dazu, denn so entfalten sich die Aromen des Gewürztees vollends.
Wie entstand der Masala Chai?
Eigentlich brachten erst die britischen Kolonialisten den Schwarztee mit Mich in Verbindung. Daher hat erst die Kolonialzeit zur Entstehung des Masala Chais geführt. Für die Inder war Schwarztee mit Milch schlichtweg langweilig. Sie vermischten daher ihre individuellen Gewürz- und Kräutertee-Zubereitungen damit.
Der Chai Latte, der heute bei uns als Trendgetränk gilt, hat aber mit Indien rein gar nichts zu tun. Er wurde nämlich vom amerikanischen Kaffeeriesen "Starbucks" erfunden.
Masala Chai und Chai Latte sind von der Anlage her ähnlich, im Charakter aber grundverschieden. Der indische Masala Chai ist in der Gewürz-Abstimmung viel zurückhaltender. Der Chai Latte bei uns wirkt als Fertigprodukt oft überwürzt und wird viel zu stark gesüßt. Bei aller Liebe zur Süße verzichtet der Inder gerne auf zu viel des Guten. Er nutzt weniger Gewürze und gibt weniger Milch zum Masala Chai.
Chai Latte sollte man selbst zubereiten
Wer Chai Latte als Fertigprodukt kauft, erhält fast immer einen überwürzten und zu stark gesüßten Chai. Hochwertige Fertigchai-Mischungen aus einem Teegeschäft sind empfehlenswerter - und noch besser ist es, den Chai Latte gleich selbst zuzubereiten. Beste Zutaten sind dabei ein Garant für gute Ergebnisse. Bis die eigene Chai-Mischung dem persönlichen Geschmack entspricht, darf Experimentierfreude walten.
Wichtig ist ein aromatischer Schwarztee als Grundlage. Tee und Gewürze dürfen nicht zu lange gelagert worden sein. Sie verlieren dann an Aroma und Charakter.
Im Grunde ist unser Chai Latte ein Masala Chai mit extra viel Milchschaum. Der Milchschaum sorgt dafür, dass die aromatische Gewürzabstimmung abgemildert und geschmacklich verfeinert wird. Für unseren Gaumen wäre der indische Masala Chai im Gewürzklang zu laut. Mancher hält ihn für gewöhnungsbedürftig. Außerdem mögen passionierte Teetrinker den Chai Latte weniger süß.
Latte-Getränke erfreuen sich in Deutschland großer Beliebtheit - und so hatte auch der Chai Latte ein leichtes Spiel, uns von seinen Qualitäten zu überzeugen.
Die Herstellung eines eigenen Chai Latte
Die Zubereitung eines eigenen Chai Latte-Getränks ist simpel. Sie benötigt aber etwas Zeit. Um den Prozess abzukürzen, kann einfach ein würziger Chai-Sirup hergestellt werden, der dann nach Belieben einem Schwarztee-Aufguss beigemischt wird. Dann muss nur noch der Milchschaum zugegeben werden. Der Sirup besteht nur aus Wasser und Gewürzen, die darin gekocht wurden. Er ist im Kühlschrank lange haltbar. Die ausgekochten Gewürzreste werden nach dem Kochen abgeseiht.
Jede Gewürzmischung schmeckt anders. Ingwer, Zimt und Kardamom sind klassische Zutaten, Sternanis, Vanille oder Minze können aber auch den Geschmack prägen. Jeder Genießer kann seine Gewürzmixtur nach Belieben zusammenstellen. Die ausgewählten Gewürze werden im Mörser zerkleinert. Sie werden zunächst im Topf vorsichtig leicht angeröstet und dann mit Wasser aufgegossen.
Danach kommt der Tee in den Topf.
Wenn die Experimentierlust erst einmal geweckt ist, kann der Schwarztee ausgetauscht werden. Stattdessen kann der Chai Latte mit Grüntee, weißem Tee, Oolong-Teesorten, Matcha-Tee, würzigem Assam-Tee oder mildem Rooibos-Tee zubereitet werden. Das hat zwar mit indischen Traditionen nichts mehr zu tun, ist aber bei uns durchaus üblich. Manche Menschen trinken ihren Chai Latte-Sirup auch mit Kaffee. Statt Vollmilch können auch Sojamilch, Hafer- oder Reismilch, Mandel- oder Kokosmilch probiert werden. Kein Veganer muss auf seinen Chai Latte verzichten.
Was hat ein Chai Latte mit dem Ayurveda zu tun?
Häufig wird propagiert, Chai Latte sei ein gesunder Genuss, der in der ayurvedischen Medizin einen Stellenwert einnähme. Richtig ist, dass der Ayurveda bestimmte Teesorten und bestimmte Gewürze und Kräuter als Medizin einsetzt. Doch die Nutzung von Schwarztee sieht der Ayurveda definitiv nicht vor. Fermentierter Schwarztee gilt im Ayurveda sogar als gesundheitsschädlich. Der indische Masala Chai ist ein Genussmittel. Sowohl Chai Latte als auch Masala Chai sind wegen ihrer Süße eher nicht gesundheitsfördernd.
Köstlich sind sie dennoch. Weniger Süßungsmittel in seinen eigenen Chai Latte zu nehmen, ist sicher ein gesundheitliches Plus. Ob der gänzliche Verzicht auf Süße auch geschmacklich ankommt, sollte jeder selbst entscheiden. Manche Menschen nehmen etwas bereits gesüßte Vanille-Sojamilch in ihren Chai. Sie süßen anschließend nicht nochmals nach. Was Süße und Gewürzabstimmung angeht, entwickelt jeder seine eigenen Bedürfnisse.