Kaffeeanbau in Brasilien

Wenn man an das "schwarze Gold" denkt, verbindet man damit sogleich den südamerikanischen Kontinent, insbesondere Brasilien. Kein Wunder, stammt doch ein Großteil der weltweiten Produktion von dort. Auf einer Fläche, die fast die Hälfte Südamerikas einnimmt, leben 200 Mio. Brasilianer. Regenwälder beherrschen die Weiten des Tieflands des Amazonas, während in den südlichen Regionen Gebirge und Hochebenen dominieren. Die Großstädte, die Hauptstadt Brasilia ausgenommen, liegen aneinandergereiht an der Atlantikküste.

Wie der Kaffee nach Brasilien kam

Laut einer romantischen Anekdote erreichte die erste Kaffeepflanze im Jahre 1772 Brasilien. Damals füllte Frankreich seine Staatskasse mit dem einträglichen Geschäft des Kaffeeverkaufs in Europa. Dem französischen König war sehr daran gelegen diese Pflanzen exklusiv für seinen Staat, in den eigenen Kolonien anbauen zu lassen. Auf den Schmuggel der Pflanze oder des Samens galt daher die Todesstrafe. Der brasilianische Sergeant Major Francisco de Melo Palheta war zu dieser Zeit nach Haiti geschickt worden, um Kaffeesamen in die Heimat zu bringen. Dort angekommen umgarnte er die Comtess d'Orviliers, die Frau des Gouverneurs von Französisch-Guiana, welche ihm als Zeichen Ihrer Zuneigung einen Strauß Rosen schenkte. Darin verborgen lagen die ersehnten Kaffeesamen. Die Wahrheit hinter dieser Geschichte lässt sich heute nicht mehr eindeutig feststellen. Fakt ist, dass das Brasilianische Tropenklima hervorragend für den Kaffeeanbau geeignet ist und sich die Kaffeepflanze sehr schnell über ganz Brasilien verbreiten konnte.

Der Aufstieg zur Kaffee-Nation

Die Produktion fand anfangs nur für den lokalen Markt statt. Es dauerte allerdings nicht lange, bis der Kaffee für die Wirtschaft im Land immer wichtiger wurde und zu einem Basisprodukt aufstieg. Dieser Erfolg wurde ganz unabhängig mit nationalen Bemühungen erzielt. Damit war Kaffee das erste große Eigenprodukt der brasilianischen Wirtschaft, welches hohe Einnahmen lieferte. Am Ende des 18ten Jahrhunderts gab es in Haiti wegen des anhaltenden Unabhängigkeitskrieges gegen Frankreich Schwierigkeiten in der Kaffeeproduktion. Bis dahin galt die Insel als der größte Kaffee-Exporteur der Welt. Für Brasilien war das eine Möglichkeit in diesem lukrativen Markt Fuß zu fassen. Schnell bekam man regelmäßige Aufträge und gehörte fest zu den internationalen Lieferanten. Das Land steigerte seine, bis dahin nicht sehr umfangreichen Exporte, stetig. Im Laufe der folgenden hundert Jahre profitierte Brasilien von seinem Kaffeereichtum. Immer neue Städte wurden rund um die Plantagen gegründet, eine wachsende Infrastruktur sicherte den Transport der Güter und die Wirtschaft profitierte von den Devisen aus den internationalen Beziehungen. Im Zuge dieser wirtschaftlichen Entwicklung kamen immer neue Einwanderer ins Land, es entstand eine starke Mittelklasse die den Kaffee und das brasilianische Volk miteinander verband. Selbst in der Kolonialzeit Brasiliens war das Bruttosozialprodukt zeitweise größer als das in Portugal und man verfügte über das größte Eisenbahnnetz außerhalb von Europa und den Vereinigten Staaten. Ende des 19ten Jahrhunderts kamen 90% der weltweiten Produktion von Brasilianischen Farmen. Der Kaffee hatte sogar Einfluss darauf, dass die Sklaverei im Jahre 1888, wenn auch eher aufgrund ökonomischer Gesichtspunkte, abgeschafft worden war.

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Die Kaffeproduktion heute

Heute wachsen von weltweit 15 Milliarden Kaffeepflanzen, vier Milliarden in Brasilien. Es werden jährlich zwischen 15-28 Millionen Säcke mit einem Gewicht von je 60 Kilogramm hergestellt. Der Abstand zu den anderen Produzenten ist gewaltig. Selbst Vietnam, das in den letzten Jahren überraschend zur Nummer Zwei aufgestiegen war, stellt nur etwa 40% der brasilianischen Mengen her. Brasilien wird auf lange Sicht weiterhin den Markt beherrschen, was auch an einer gesteigerten Ertragskraft auf den heimischen Plantagen liegt. Die Anbaufläche hat sich in 50 Jahren fast halbiert, während der Ertrag gleichzeitig um 165% anstieg. Dieser Erfolg ist überwiegend auf den Einsatz immer effektiver arbeitender Maschinen zurückzuführen. Etwas enger geht es zu, wenn man sich die Exportstatistik ansieht. Vietnam hat hier bald das Niveau Brasiliens erreicht, was daran liegen mag, das die Brasilianer einen Großteil der Produktion in ihrem Heimatland selbst konsumieren. Ein direkter Vergleich ist hier nicht einfach, da in Vietnam vorwiegend die Sorte Robusta und in Brasilien eher Arabica angebaut werden. Aktuell gibt es in 17 brasilianischen Staaten große Anbaugebiete. Geerntet wird in den Monaten Juli und August, die Kaffeefrüchte erhalten in diesen Monaten ihre typisch rote Färbung. Das tropische Klima begünstigt eine große Vielfalt an Kaffeevariationen, welche in Milds (gewaschen), Brazils (ungewaschen, sonnengetrocknet) und Other-Arabics eingeteilt werden. Je nach Bundesstaat unterscheiden sich selbst Bohnen der gleichen Sorte im Aroma. So werden neben den großen Mengen an durchschnittlichem Kaffee für die großen Supermarktketten, auch einige Raritäten hervorgebracht. Während in Küstennähe Kaffeesträucher einen Kaffee mit feiner Meerwassernote hervorbringen, wurden im Südosten alte Varianten wiederentdeckt, die einen angenehm würzigen Geschmack haben. Die meisten davon erreichen das Ausland nicht, da sie von den Brasilianern selbst konsumiert werden. Besonders der „Cafezinho“ ist im Land überall beliebt. Diese starke schwarze Version wird serviert in kleinen Tassen, noch heiß und in einem Zug getrunken. Der brasilianische Anteil am weltweiten Kaffeeverbrauch liegt bei 13%, mehr wird lediglich in den USA getrunken. Es mag erstaunen, aber beim Pro-Kopf-Verbrauch liegt ein Land vorne, dass man hier nicht erwartet hätte: Finnland. Dort werden jedes Jahr über elf Kilogramm des schwarzen Goldes pro Person verbraucht, das ist nahezu die doppelte Menge, welche ein Brasilianer trinkt.

Ernte und Herstellung

Auf etwa 220.000 Großplantagen sind über 3 Millionen Menschen beschäftigt, auch wenn immer mehr Maschinen zum Einsatz kommen, wird ein Teil der Arbeit noch immer von Wanderarbeitern übernommen. Neben der Aufzucht und Ernte, ist auch die Verarbeitung der Früchte mit vielen Arbeitsschritten behaftet. Der brasilianischen Kaffee Mild braucht einen einheitlichen Reifegrad, weswegen die Früchte sortiert werden müssen. Mithilfe fließenden Wassers erfolgt die Reinigung und Separation (das sogenannte Pulping), im nächsten Arbeitsschritt geht es für die Bohnen in eine Quetschmaschine und von da aus zur Fermentierung in ein großes Becken. Dort verbleiben Sie witterungsabhängig bis zu 80 Stunden. Die Trocknung der Kerne erfolgt danach in der Sonne oder maschinell und am Ende wird noch das Pergamenthäutchen der Bohne abgezogen. Neben diesem Verfahren wird ein Teil der Produktion trocken aufbereitet. Dabei werden die Früchte bereits während der Ernte grob vorsortiert und die Trocknung erfolgt direkt an der Sonne, was den Geschmack und den Koffeingehalt verstärkt. Das Fruchtfleisch und die Pergamenthaut, werden im Anschluss an den Trockenvorgang mechanisch entfernt.

Faire Herstellungsbedingungen

Inzwischen wird verstärkt auf die Themen fairer Handel und umweltfreundliche Herstellungsbedingungen geachtet. Fair Trade, also „Fairer Handel“ sorgt dafür, dass die Erzeugerpreise über den Weltmarktpreisen angesetzt werden. Das führt zu einem angemessenen Einkommen, welches kontrolliert und garantiert wird. Die Umwelt- und Sozialstandards müssen dabei in der gesamten Produktionskette eingehalten werden. Auch Biokaffee, der mit entsprechenden Zertifikaten in den Handel kommt, ist seit längerem im Angebot. Von dieser Entwicklung profitieren die Farmer, die Arbeiter, der Handel und die Verbraucher gemeinsam. Die brasilianischen Kaffeebauern sind mit seinem Fairtrade-Kaffee hinter Kolumbien die Nummer zwei und haben ihren Anteil für lizenziert fair angebauten Kaffee bereits auf 1/3 der gesamten Anbaufläche gesteigert.

Tags: Kaffee, Brasilien

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